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FRIDERICUS REX (EIN KÖNIGSSCHICKSAL). TEIL II: VATER UND SOHN

Arzen von Cserépy. Deutschland 1920/1921

Production Company: Cserépy-Film Co. GmbH, Berlin
Distribution: Universum-Film Verleih GmbH (Ufa), Berlin

Cast: Albert Steinrück, Gertrude de Lalsky, Otto Gebühr, Charlotte Schultz

Decisions of Censorship: siehe www.deutsches-filminstitut.de

 

Reviews:

    Siegfried Kracauer: FRIDERICUS REX


    Der zweite Teil des in der Neuen Lichtbühne vorgeführten Films illustriert im wesentlichen das Elend des Siebenjährigen Krieges bis zu der Schlacht von Leuthen, die den Umschwung bringt. Eingestreute Episoden geben das Zeitkolorit, geleiten an die Höfe von Frankreich und England und bemühen sich vor allem, die Gestalt Friedrichs in die Sichtbarkeit zu zwingen. Abgesehen von der hie und da etwas gar zu reichlich beigemengten Sentimentalität, die nun einmal in der Sphäre des Films gefordert ist, gelingt es auch wirklich, das Genie des Königs durch die Schlaglichter anekdotenhafter Situationen zu erhellen; seine Einsamkeit, seine Macht über Menschen und widrige Umstände, seine dämonische Beharrlichkeit werden aber umso glaubhafter, als der treffliche Darsteller ihn mit Geist und bedeutender Attitüde auszustatten vermag. Ihm zumal ist es zu danken, daß der Film nicht zum Tendenzstück entartet, sondern beinahe so etwas wie die notwendige Tragik des genial-heroischen Menschen erfahren läßt. Das Glück in diesem besonderen Falle, weil der historische Nimbus, der Rausch volkstümlicher Namen und Situationen der nur bildhaften Wiedergabe des Seelischen zu Hilfe kommt. Die inneren Schicksale Friedrichs wirken sich in weitgeschichtlichen Handlungen aus, deren sinnfälliger Zusammenhang optisch durchaus zu bewältigen ist, und überdies in einer dem Allgemeinbewußtsein vertrauten Weise auf jene in ihn eingegangenen Schicksale hindeutet. So kann das Seelische mitgenommen werden, ohne daß es von sich aus die Handlung erzeugen muß. Leider bildet der Film die guten Ansätze nicht vollends durch. Er vertraut zu wenig der Logik der bloßen Bildimpressionen und überschüttet mit Texten, die zum Teil eine tendenziöse Färbung zeigen. Das Wort »die Preußen marschieren« entfesselte wieder den gewohnten stürmischen Beifall. Gerade aus dem Film selber aber könnte man lernen, daß Friedrich alles andere eher denn ein Gefühlspolitiker war und nichts inniger haßte als den Phrasenschwall unverantwortlicher Bramarbasse.

    (FZ Stadt-Blatt, 25.05.1924)