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Pierre Marteau's Publishing House
 

 DANTON

Dimitri Buchowetski. Germany 1921.

Assistant director: Richard Gerner (Deutsches Theater)

Production Company: Wörner Film, Berlin

Screenplay: Dimitri Buchowetski
Based on: Georg Büchner, Dantons Tod (play)

Cinematograpgy: Arpàd Viràgh
Art direction: Hans Dreier

Cast:
Emil Jannings (Danton)
Werner Krauss (Robespierre)
Ossip Runitsch (Camille Desmoulins)
Ferdinand von Alten (ein Aristokrat)
Eduard von Winterstein (General Westermann)
Charlotte Ander (Lucile Desmoulins)
Maly Delschaft (Julia)
Hilde Wörner (Babette)
Hugo Döblin (Henriot)
Friedrich Kühne (Fouquier-Tinvilee)
Robert Scholz (St. Just)
Albert Florath (Provokateur)
Else Lorenz (Provokateur)

Reviews:

    Siegfried Kracauer: Großfilm Danton

    In den Alemannia-Lichtspielen gelangte vorige Woche der Großfilm: DANTON der Wörner-Gesellschaft (Berlin) vor einem geladenen Publikum zur Aufführung; ein Filmwerk in 7 Akten, das meisterhafte Szenen aus der französischen Revolution bringt. Ist der von Jannings dargestellte Danton schon eine ausgezeichnete schauspielerische Leistung, so bietet Werner Krauß als Robespierre schlechthin Unübertreffliches. Das starre, götzenhafte Gesicht, das in der hohen Krause unbeweglich auf dem Halse thront, das langsame steinerne Schreiten, der Blick aus den kleinen, kalten Augen: das alles verbreitet ringsum jenes Grauen, wie es auch vom historischen Robespierre ausgegangen sein muß. Auch die Episodenrollen sind von ersten Kräften besetzt: Da tauchen sie alle auf, die bekannten Gestalten der Revolution: der trotzige General Westermann (von E.[duard] v. Winterstein gespielt), Kamille Desnioulens [sic!], der Jugendgespiele Robespierres, der in den Straßen Spottlieder auf das Revolutionstribunal singt, die kleine Babette, ein Mädchen aus dem Volke, das ein noch von der Guillotine verschonter Marquis zu seiner Geliebten macht, die aus Eifersucht Verrat begehende Freundin Dantons -- sie tauchen auf und verschwinden zuerst unter der Guillotine und nur einer ragt wie ein Fels aus dem Strudel der Revolution hervor: Robespierre. Um ihn her die eindrucksvollen Gestalten des St. Just und des öffentlichen Anklägers. Aber was wollen die Einzelmenschen und ihre Schicksale dem Haupthelden des Stückes: dem Volke gegenüber besagen? Der Filmregisseur hat wahre Wunderdinge verrichtet: Man hält den Atem an, wenn die Menge auf einen Wink des angeklagten Danton hin vor das Tribunal stürzt und dann wieder sich eben so schnell verflüchtet, weil ihr die Ausgabe von Nahrungsmitteln versprochen worden ist. In dunklen Gassen raunen sie sich dunkle Gerüchte zu, Blusenmänner und Dirnen stürmen vor Dantons Haus, bezähmt und gebannt durch eine Geste dessen, den sie hassen und vergöttern zugleich, gierig lungern sie in vornehmen Palästen, wohnen sensationslüstern den Sitzungen des Tribunals bei, tanzen berauscht und ballen sich des Nachts zu großen Haufen zusammen, die Schrecken in Paris verbreiten. Das ist das Wertvolle an diesem Film: daß er den Demos zeigt, daß er dieses große ungeschlachte Tier in seiner Feigheit und Tollkühnheit, in seiner Verächtlichkeit und seiner Urkraft selten eindrucksvoll enthüllt.

    (Frankfurter Zeitung vom 6.1.1921)