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PETER DER GROSSE

Dimitri Buchowetzki. D 1922 - Silent

Reviews:

    Siegfried Kracauer: PETER DER GROSSE

      Der Film, der im Nationaltheater spielt, sucht an Prachtentfaltung und getreuer Verlebendigung historischer Einzelzüge seinesgleichen. Die Strelitzen marschieren auf. Episoden aus der Schlacht von Pultawa ziehen vorüber und auch ein kaiserliches Prunkgelage ersteht im Bild. Das Massenaufgebot kennt kaum Grenzen, die Mannigfaltigkeit der schnell wechselnden Hintergründe ist schwer zu überbieten. Auch in der Gruppierung der Szenen scheint die Filmregie nachgerade ausgelernt zu haben. Sie versteht sich auf Kontrastwirkungen ebensosehr wie auf konzentrische Umkreisung des jeweiligen Themas, schließlich auf die Verbildlichung von Gedanken und Stimmungen. Bliebe nur noch zu wünschen, daß sie ihren großen Apparat und ihr ganzes Können der Darbietung solcher Stoffe dienstbar machte, die wirklich dem Geiste des Films gemäß sind. Historische Stoffe sind es nicht eigentlich, weil sie Menschen und Dinge in ihren natürlichen Zusammenhängen belassen und zu wenig Gelegenheit zur Verkörperung des Unwahrscheinlichen und Phantastischen geben. Ihre Darstellung erinnert immer noch ans Theater und erst wenn der Film jede Spur von der Bretterbühne abgestreift hat, ist er ganz Leinwand ... Im Mittelpunkt des Stücks steht Emil Jannings als Zar Peter. Er übersetzt das Geistige vollkommen in die Sichtbarkeit; Brutalität, Schlauheit, Gutherzigkeit, angeborene Herrschergabe, Mächtigkeit des Willens und naturhaftes Wesen gestaltet er in Geste, Schritt und Blick, und stets hält seine überragende Erscheinung alle Kräfte und Gegenkräfte zusammen. Die Darsteller der Katharina, des unglückseligen Alexei und des Ministers Mentschikoff (Bernhard Goetzke) bleiben kaum hinter ihm zurück, und auch das Ensemblespiel ist mehr als nur Staffage. Das verschiedentliche Abweichen der Handlung von dem historischen Tatbestand mag hingenommen werden.
      (FZ Stadt-Blatt, 28.12.1923)